Tag 4 – Unser Besucht bei IAR S.A.
Der letzte vollständige Tag in Brasov. Ohne Umwege ging es diesmal direkt zum Flugplatz wo wir Florin, unseren Kontaktmann, dann schnell fanden und uns gegenseitig vorstellten. Er lies es sich nicht nehmen uns von früheren Tagen zu erzählen und die erflogenen Höhen in den Kapaten aufzuzählen. Direkt auf dem Platz steht auch ein Denkmal, das an eine erflogene Höhe von 11.050 am 11.11.1977 von Erwin Rosch hinweist. (Das Rekordflugzeug steht übrigens unrestauriert immer noch im Hangar des Aeroclubs.) Unsere Herzen schlugen schneller als dann endlich der Hangar geöffnet wurde. Sechs flugfähige IS28B2, eine über 35 Jahre alte Version einer IS28B2, vier IS29D in verschiedenen Ausführungen präsentierten sich im bestem Zustand und ganz ehrlich, wir haben die Münder kaum zu bekommen. Florin erklärte uns seelenruhig die Unterschiede in den verschiedenen Baujahren. Voller Verwunderung stellten wir fest, dass die meisten Doppelsitzer auf dem Lehrerplatz keine Instrumente besaßen. Nachdem wir uns also mehrfach durch den übervollen Hangar geschlängelt haben, nahmen wir im Flugleiter Büro Platz und konnten eine umfangreiche Dokumentensammlung betrachten. Vom Flughandbuch über Reparaturanleitungen bis hin zu kompletten Ersatzteillisten war alles vorhanden.
Nach kurzer Diskussion sagte uns Florin zu, den Ersatzteilkatalog für uns einzuscannen und ihn per Mail zu verschicken. Plötzlich war von draußen Aktivität zu vernehmen und die Hallentore wurden aufgeschoben. Nach und nach wurden alle Flugzeuge auf das Vorfeld in den Schnee geschoben. Eine Wilga die am hintersten Hallenende stand, sollte zur Wartung und dafür musste der komplette Hangar ausgeräumt werden. Wir ließen uns es nicht nehmen tatkräftige Hilfe zu leisten und wenige Viertelstunden später waren alle Segelflieger draußen sauber aufgereiht. Auch die letzte gebaute IS28B2 mit der Seriennummer 365 erblickte das Tageslicht. Kaum zu glauben, dieses Exemplar wurde erst 2008 gebaut nach fast 9 Jahren Baupause zur #364 (BJ1999).
Wir machten viele Bilder und verabschiedeten uns dann zügig um noch rechtzeitig im Werk anzukommen, das nach Florins Auskunft bereits um 13Uhr den Feierabend einläutet. Warum wurde uns dann auch schnell klar. Nachdem wir beim Wachschutz mit Mühe und Not (die englische Sprache ist noch nicht allzu sehr verbreiten!) erklärt hatten was unser Ziel war, wurden wir von Bibo abgeholt. Dieser verstand überhaupt nicht wieso drei verrückte Deutsche denn nun ausgerechnet bei der Firma IAR (Industria Aeronautică Română) vor dem Tor stehen.
Nachdem wir unser Anliegen vermittelt hatten und ihm von unserer IS28 erzählten, hellte sich seine Stimmung auf und wir konnten direkt und ohne Umweg ins Herz der Firma marschieren. Im Konstruktionsbüro angekommen blickten wir auf verschiedenste Blaupausen und einer Dokumentensammlung, die uns erneut die Sprache verschlug. Hier gibt es wirklich noch alles was einmal gezeichnet oder gebaut wurde. Für jedes Flugzeug gibt es eine Bauakte und auch für unsere Seriennummer war eine präsent. Leider durften wir ausgerechnet diese nicht sehen, aber immerhin haben wir uns mit einer Ersatzteilliste schon mal einige Teile aussuchen dürfen, die wir am nächsten Morgen käuflich erwerben wollten. Ich teilte Bibo mit, dass wir sehr gerne mal sehen möchten was noch an Ersatzteilen auf Lager liegt. Auch das war den Rumänen auf den ersten Blick nicht ganz ersichtlich, aber kurze Zeit später waren wir im Gänsemarsch auf dem Weg über das Werksgelände. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Firma leider nur noch sehr kurz existierten wird und der Bereich Sportflugzeugbau sich entweder in der Hubschrauber Fertigung eingliedert oder geschlossen wird.
Wir erreichten also das Lager und hier wurden wir richtig überrascht. Es lagern noch Teile für sage und schreibe 12 komplette Flugzeuge vom Spant 1 bis hin zum Gummipuffer für Instrumentenbretter. Die Versorgung sollte also weiterhin gesichert sein so denn der Bereich geschäftstüchtig bleibt. Wir verabredeten uns dann für den nächsten Morgen um die ausgewählten Ersatzeile abzuholen und den Preis zu verhandeln. Wir verließen das Werk und nachdem die Aufregung ein wenig verflogen war, nutzten wir dann den Nachmittag noch für einen Besuch des Schlosses Dracula in Bran. Dieses Schlösschen wurde vor nicht allzu langer Zeit von einer deutschen Firma renoviert und ist DIE Attraktion in der Gegend. Der Abend verlief unspektakulär mit einem verhaltenem Gelage in einem kroatischem Restaurant.